"Es war ihm wichtig, dass ich eigene Fehler erkenne"

Vor der Prüfung habe ich noch ein paar Minuten auf dem Manöverplatz geübt: 8-fahren und Slalom. Dann den Töff neben dem Eingang abgestellt und auf den Experten gewartet. Dieser war draussen noch im Gespräch mit einem anderen Prüfling. Nach einer Weile kam er in den Warteraum, stellte sich vor ("Stöckli") und gab mir das Funkgerät mit Ohrclip für die Kommunikation während des Fahrens. Er wollte meinen Lernfahrausweis sehen und den Fahrzeugausweis des Töffs. Dann gingen wir nach draussen, wo Herr Stöckli meinen Töff prüfte (Reifen, Bremsen). Er erklärte mir, wie die ganze Prüfung vor sich gehen werde und dass wir nun auf den Manöverplatz fahren würden. Er stieg auf den Soziussitz, ich machte die geforderten Blicke (Aussenspiegel, Innenspiegel, Seitenblick), stellte den Blinker und fuhr los. Und dann passierte mir das erste Malheur: Ich musste an der Kreuzung etwas stark abbremsen, weil vor mir ein Lieferwagen hinter einem Lastwagen auftauchte. Herr Stöckli war alles andere als begeistert...

Auf dem Manöverplatz wies er mich an, zuerst eine Runde zu fahren, dann die Manöver zu machen. Er warnte mich: Jetzt müsse aber alles gut laufen, sonst reiche es dann nicht! Manöver waren dann ok. Danach fuhren wir zur Rampe fürs Berganfahren, dann zeigte ich ihm alleine fahrend die Notbremsung. Bevor er wieder auf den Töff stieg, fragte er mich, wie ich die Notbremsung fand. Sie war eben nicht perfekt, weil ich zu früh auf den Experten schaute, der mir das Zeichen zum Bremsen gab. Ich hätte den Blick während des Bremsens noch weiter nach vorne richten sollen. Das sagte ich ihm auch. Er schien meine ehrliche Meinung und den Umstand, dass ich eigene Fehler erkenne, zu schätzen.

Dann fuhren wir zusammen los, meistens übers Land. Ich fuhr die Kurven schön, wie ich es gelernt hatte und mit guter Geschwindigkeit (Herr Stöckli hatte mich angewiesen, so zu fahren, dass es "Freude mache". Er meinte damit, dass er ein dynamisches Fahren sehen wolle, kein Rumkriechen.) Ein paar Kilometer fuhren wir über einen Feldweg mit teilweise unübersichtlichen Stellen und einigen Rechtsvortritten. Dann wollte Herr Stöckli, dass ich zurück zum Strassenverkehrsamt fahre. Bei der zweitletzten Ampel habe ich dann etwas spät gebremst - gar nicht gut. Zu diesem Zeitpunkt schätzte ich meine Chancen, zu bestehen, auf unter 50% ein. Wir fuhren weiter zum Strassenverkehrsamt, ich parkierte den Töff. Herr Stöckli fragte mich, wie ich denn die Fahrt gefunden hätte. Ich sagte ihm ehrlich, dass ich nicht zufrieden sei mit meiner Fahrt. Stöckli darauf: "Ja, Sie können das sicher noch besser. Trotzdem haben Sie bestanden.". Für den Frühling wünschte er mir einen guten Wiedereinstieg und riet mir, doch den einen oder anderen Weiterbildungskurs zu besuchen - etwas, das ich sicher machen werde.

Rückblickend meine ich: Für mich war es nicht so wichtig, zu bestehen. Trotzdem bin ich froh, dass es geklappt hat. Ich habe vor etwa 15 Jahren die Prüfung für Motorräder bis 25kw gemacht, deshalb hätte ich keine Stunden nehmen und auch keine Kurse besuchen müssen und mich gleich für die Prüfung anmelden können (auch wenn ich lange nicht gefahren bin). Ich habe aber freiwillig einen Kurs an einem Samstagmorgen genommen und zusätzlich 4 Doppellektionen beim Fahrlehrer (Peter Zwyer). Kurs und Lektionen waren sehr gut und hilfreich. Es ist eine Frage der Vernunft und der Sicherheit, sich gut auszubilden.

Ich wünsche allen eine gute Fahrt und gutes Gelingen!